Liebe Auswandertips-Leser,

Wolfgang hat uns im November kontaktiert und uns von seiner persönlichen Erfahrung mit der Auswanderung in die Türkei erzählt. Er teilte uns mit, was ihn dazu bewegt hat, sein Leben in Deutschland zu verlassen und in die Türkei zu ziehen, welche Erlebnisse er dabei gemacht hat und welche Erkenntnisse er mit anderen teilen kann, die auch darüber nachdenken, ihr Leben in ihrem Heimatland aufzugeben und nach Türkei auszuwandern.

Möchtet ihr mehr darüber erfahren?

 

A: Was hat dich dazu bewegt aus deiner Heimat wegzugehen? 

Das Wetter – die teils 10 Grad überschreitenden Temperaturschwankungen von einem Tag zum anderen in Deutschland vertrug ich nicht gut. Dazu Meer und Sonne und Palmen und Orangen … und blühende Blumen noch über den November hinaus -in einigen Traumurlauben erlebt – das zog mich magisch an. —
Dazu die freundliche, herzliche Art aller „Südländler“ Mit 66 Jahren dachte ich daran, mit 69 Jahre wanderte ich 1 Jahr „auf Probe“ aus und fühle mich (fast) jeden Tag aufs Neue „im Traumurlaub“.

Einiges darüber ist nachlesbar auf meiner Homepage: „Freundeskreis Alternfroh“ ABER Auswandern in die Türkei hat2 Seiten, „die Gute“ zeigt meine Homepage „die Schlechte“ wird dadurch dokumentiert, dass etwa 9 von 10 Deutschen wieder zurückwandern, weil sie sich zu naiv von Neppern, Schleppern, Bauernfängern fangen ließen und verarmt und enttäuscht wieder zurück flüchteten. 

A: Wie bist du zum Auswanderungsziel Türkei gekommen? Standen auch andere Ziele zur Wahl? 

Anfangs standen um 10 Ziele zur Wahl, Mit jeweils anderen Vorzügen und „schwierigen Seiten“. Perfekt war es nirgends – es gab immer eine Waagschale mit Plus / und die andere mit Minus a la Gegengewicht. Da Auswandern so eine der Sachen ist, die , wenn nicht wirklich „zu Dir selbst passend“ gut bis bestens er-arbeitet wurde und eine vorschnelle Fehl-Entscheidung viele und sehr harte Folgen hat, nahm ich mir etwa 1 Jahr Zeit immer wieder „neue Blickwinkel auslotend“ ! Und trotzdem zog ich nicht sofort um, sondern plante erst mal einen etwa 1-jährigen Langzeiturlaub in meiner neuen Wunschtraum-Heimat. Was ich ähnlich allen Auswanderern (vor allem, wenn Rentner) dringendst empfehlen möchte.

A: Hast du früher – in jüngeren Jahren – schon an das Thema Auswanderung gedacht?

Aber ja, schon vor dem 20. Lebensjahr, aber damals pur aus Abenteuerlust. mehr träumerisch, als ernsthaft. Danach -so ab dem 40. Lebensjahr gab es gelegentlich sehr interessante Jobangebote in fernen Ländern, die ich aber teils selbst als „zweifelhaft“ links liegen ließ und bei denen, die wirklich verlockend waren, machte mein Herzblatt damals nicht mit.

A: Gab es irgendwelche Hindernisse für dich bei der Auswanderung nach ……. z.B. VISA, Gebühren, kulturelle Probleme, etc.?

EIN Hindernis, „kulturelle Probleme“, wird es wohl bei den meisten Auswanderungen geben. Andere Länder – andere Sitten. Man braucht Zeit, Toleranz, guten Willen sich zu integrieren und auch etwas Glück, sich nicht mit „den Falschen“ Einheimischen zuerst einzulassen.

A: Was waren deine Vorstellungen? Haben sich deine Träume und Wünsche in deiner neuen Heimat erfüllt, oder arbeitest du noch daran?

Ich bin nun tatsächlich ein „Hans im Glück“ geworden. Dank sehr, sehr ernsthafter Vorbereitungen, viel Lebenserfahrungen vorher und auch einigem Glück.

A: Wenn du an dein altes Leben denkst und es mit dem Neuen vergleichst, in welchem Bereich hat sich in deinem Leben am meisten verändert? Was hat die Auswanderung mit dir gemacht?

Mein Leben hat sich durchs Auswandern sehr positiv geändert. ABER: Mein Leben lässt sich nicht verallgemeinern, meine Art auszuwandern kann man nicht einfach „abkupfern“. Ich war damals Facharbeiter, dann erfolgreicher Ingenieur, hatte schließlich über 30 Jahre sehr hart selbstständig gearbeitet. Mein Berufs- und Lebensweg machten mich weit überdurchschnittlich fit fürs Auswandern in ein „fernes, unbekanntes Land“. Habe beruflich Handeln und Verhandeln gelernt, mit Mitarbeitern, Vorgesetzten, Lieferanten, Kunden und „Ämtern“ „umgehen“ und Pläne für die Zukunft zu machen gelernt. Das half mir alles bei meiner Auswanderung.

A: Wie sieht es mit Heimweh aus, vermisst du deine Familie, deine Freunde bzw. dein früheres Umfeld in deiner alten Heimat?

Anfangs, bei all dem Schönen hier, hatte ich recht viel Heimweh. Nach vertrauter Sprache, nach vertrauten Sitten, nach der heimischen Landschaft. Die ersten Jahre flog ich öfter hin und her, was mich innerlich immens durcheinanderwirbelte. Nach etwa 5 Jahren habe ich beschlossen, nur noch hier zuhause zu sein, die neue Heimat vollständig anzunehmen und es war richtig so.

A: Viele Auswanderer, die z.B. in ihrer Rente nochmal das große Abenteuer wagen erzählen uns, das man sich unbedingt eine Aufgabe suchen sollte, die man sich in der neuen Heimat als Ziel setzt. Hast du dir eine neue Aufgabe als Ziel gesetzt?

Ich kam „solo“ hier an. Heiratete nach gut 5 Jahren eine lieb gewonnene Türkin. Mein Herzblatt ist in Marmaris geboren, hat annähernd hundert nähere Verwandte und noch mehr gute Freunde – die mich alle herzlichst angenommen und aufgenommen haben. Ich genieße also nicht nur die Wärme der türkischen Sonne, sondern auch immens mehr menschliche Wärme, als in meiner deutschen Heimat. Mit mittlerweile gut 80 Jahren suche ich nicht mehr ernsthaft nach Abenteuern und Aufgaben, aber ich bekomme stetig an den kleinen und großen Abenteuern meiner vielen Verwandten und Bekannten meinen Anteil. Auch werde ich öfter gebraucht und gefragt, wenn es um technischen Rat und Tat und sonstig „kreatives Mitdenken“ geht und ich etwas beitragen kann. Es ist ein schönes Gefühl gebraucht und geschätzt zu werden.

A: Wenn dich ein Freund heute fragen würde, welche 3 Tipps würdest du ihm heute geben, wenn er vorhat ebenfalls auszuwandern und dich um Rat frägt.

Seeehr viel vergleichend vorher checken, ob es wirklich passt und nur ganz wenig „riskieren“. Organisatorisch und „behördlich“ bestmöglich vorarbeiten. Auf sehr viel Um- und Eingewöhnung und kulturelles Integrieren gefasst sein.

Im Gegensatz dazu: Dinge, die mit Geld zu tun haben, spontan und/oder mit „neuen Freunden“ erledigen. Notizen machen. Zeugen dabei haben. Vereinbarungen schriftlich festhalten und vom neuen Partner unterschreiben lassen! Geld nur gegen Leistung – nicht gegen Versprechungen! Bei „größeren Dingen“, die Zeit brauchen, nur entsprechend dem Fortschritt der Leistungen honorieren! Die meisten Deutschen, die ich nachdrücklichst vorwarnte, waren trotzdem zu lässig und leichtgläubig in dieser Hinsicht und wurden so liebenswürdig wie erbarmungslos wie abgezockt.

A: Würdest du es mit dem Wissen von heute sofort wieder tun?

Klaro 🙂

A: Lieber Wolfgang, danke für deine Geschichte und Einblicke in deine Auswanderung. Viele unterschätzen, wie wichtig so kleine Hinweise und Warnungen sein können, wenn man eine so einschneidende Veränderung im Leben wagt und alles aufs Spiel setzt. Wir wünsch dir und deiner ganzen Familie auf jeden Fall weiterhin alles Gute in der Türkei.

 

Ihr könnt mir Wolfgang entweder über die Kommentare unterhalb in Kontakt treten, er hat sich bereit erklärt, dass er immer wieder einmal reinschauen wird und nach bestem Wissen und Gewissen auch gerne Interessierten weiterhilft.