Unsere Gastautorin Angela hat sich wieder aus Neuseeland gemeldet. Diesmal lautet das Thema, dass Sie uns näher bringt das „loslassen“. Konkret geht’s darum, dass man beim Auswandern nicht nur emotional loslassen muss, sondern sich auch von materiellen Dingen trennen sollte. Wie bei einem „normalen“ Umzug sollte man sich „reduzieren“, denn jedes Kilo zählt später beim Einpacken in den Container und wer möchte schon ALLES mitschleppen…

Auswandern heißt loslassen (c) Angela Thie

Beim Thema Auswandern, denkt man sofort an Koffer packen, Überseekisten und Kontainer, vielleicht hat man sogar ein Bild von den guten alten Planwagen vor Augen, wie die Siedler im vorletzten Jahrhundert den Westen von Nordamerika für sich entdeckten.

Auf jeden Fall hat es immer mit Hab und Gut zu tun und unweigerlich kommt die Frage auf; „Was würd ich mitnehmen, was ist wichtig?“ Also im Umkehrschluss, „Was lass ich zurück?“ Die Gedanken um das physische Hab und Gut sind aber nur ein Bruchteil dessen, die das Thema ‚Loslassen‘ bedeuten. Wir müssen uns ebenso mit unseren emotionalen Dynamiken in den Bereichen Familie, Karriere und Kultur beschäftigen und mit mentalen Strukturen, die wir lange mit uns herumgeschleppt haben. Das Loslassen von Zuständen und Erinnerungen gehört da dazu. Ihr seht schon das geht Hand in Hand mit ‚Frieden machen‘ vom vorherigen Artikel.

Wir haben von dem Moment, indem wir entschieden haben es ernsthaft mit der Auswanderung zu versuchen, uns gedanklich auch ans Loslassen gemacht.

Gedanken wie, was nehmen wir mit, was brauchen wir nicht mehr und wie können wir es loswerden sind da naheliegend. Wir haben so früh wie möglich mit dem Aussortieren begonnen. Komme was da wolle, es wird so oder so knapp mit der Zeit am Ende. Also, was könnt/dürft/wollt ihr mitnehmen? Macht euch kundig bei den Immigrationsbehörden des jeweiligen Landes. Für die ganz physischen Dinge, die man sich so aneignet im Laufe seines Lebens….

Wir fingen an mit aussortieren, weitergeben, verkaufen und wegschmeissen, sobald wir unsere to do Liste fertig hatten. Da gibt es verschiedenste Methoden, die man anwenden kann, man muss schlußendlich die finden, die für einen selber am besten funktioniert. Prinzipiell bin ich jedoch der Meinung, dass es sich immer lohnt alles sofort weiterzubringen, also nicht wieder anfängt einen neuen Haufen zu kreieren. Die Idee ist Platz zu schaffen!

Was war ich stolz auf uns, dass wir so gut aussortierten. Ich bin immer noch der Meinung, dass wir bestimmt die Hälfte unserer Sachen aussortiert haben. Nicht die Möbel, die wurden mitgenommen, aber all die anderen Dinge. Nur um dann in Neuseeland anzukommen und festzustellen, dass wir immer noch VIEL zu viel hatten. Die Packer, die den Kontainer ausluden, fanden es lustig, dass wir mehr Sachen hatten, als der deutsche Botschafter, der erst kurz vor uns in Neuseeland angekommen ist (der bleibt ja auch nur ein paar Jahre!). Über die folgenden Jahre wurde also immer wieder was losgelassen was natürlich unserem Einleben hier nur gut tat. Aber es ist schon interessant wie man an bestimmten Dingen hängt. Ja es sind Möbel von unseren Vorfahren, aber brauchen wir diese wirklich um glücklich zu sein? Warum haben wir alle Möbel mitgenommen? Tja, mein lieber Mann Uli ist vorausgegangen und hat hier in Neuseeland gesehen, was es auf dem Möbelmarkt gibt und zu welchen Preisen. Sein Rat war, Möbel und Maschinen und Werkzeug mitnehmen!! Und ich geb ihm auch immer noch Recht, es wurde nur ein wenig eng am Anfang.

Bei den meisten Dingen, die wir aussortierten, sind Erinnerungen hochgekommen. Waren sie gut, kamen sie mit Dankbarkeit in unser Schatzkämmerchen in unseren Herzen, da waren sie ohnehin ja schon. Wenn die Erinnerungen etwas weniger Gutes auslösten war dies eine gute Gelegenheit, sich der Muster und Dynamiken bewusst zu werden, die hinter manch einer Geschichte steht und sie auf die eine oder andere Weise loszulassen. Dies ist Gold wert, glaubt mir! Da dies oft nicht ganz so leicht vonstatten geht, wie es jetzt hier klingt, ist dies ein weiterer guter Grund, so früh wie möglich mit dem Aussortieren anzufangen. Wir können nicht erwarten uns mit ganzem Herzen auf ein neues Leben in einem neuen Land mit einer wenn vielleicht auch nur geringfügig anderen, dennoch anderen Kultur einzulassen, aber noch die gleichen Konventionen, Muster, Schwierigkeiten, die wir von unserem Herkunftsland kennen anzuwenden. Auch diese müssen losgelassen werden, je früher desto besser. Verschiedenste Übungen kann man hier anwenden, ausgehen würde ich immer von den persönlichen Werten, die ein jeder hat. Eure Werte sind euer Fundament, auf dem ihr aufbaut, aber die Konventionen zB sind nur ein Konstrukt um diese Werte herum. Wenn ihr also eure Werte mitnehmt könnt ihr diese jederzeit in neue Strukturen kleiden, das geht nicht, wenn sie immer noch im Kleid der alten Konventionen daherkommen.

Offen sein für all das Neue und Wunderbare geht nur, wenn man vorher Platz geschaffen hat, also losgelassen hat. Ihr nehmt euren Schatz von Erinnerungen mit, aber wenn Erinnerungen emotional noch ganz stark im Vordergrund stehen kann sich die neue Erfahrung vor euch abstrampeln so viel sie will, ihr könnt sie nicht annehmen. Also tut euch einen Gefallen und überwindet euren inneren Schweinehund und fangt ganz bald damit an, damit ihr glücklich einwandern könnt.

Voller Vertrauen könnt ihr euch ans Loslassen machen, da das Universum Leere nicht zulässt und unweigerlich Neues zu euch kommen muss, was dieses Neue ist, könnt ihr ganz alleine bestimmen indem ihr euch ganz auf eure Pläne und Träume konzentriert.

 

Auswanderin Angela ThieAngela ist selbst mit ihrer Familie nach Neuseeland ausgewandert und teilt ihre Erfahrungen hier mit Euch auf Auswandertips.com. Wenn ihr mehr über ihre Erfahrungen und ihre Geschichte erfahren wollt, bzw. direkt mit Angela in Kontakt treten möchtet, dann besuche einfach ihre Webseite unter www.EYWACoaching.com

Angela ist dazu noch eine Buchautorin, ihr Buch zum Thema findet man unter der Adresse shop.happyimmigration.com