Liebe Auswandertips-Leser,

über unseren Auswanderer-Fragebogen hat sich Jürgen bei uns gemeldet und uns etwas über seine Erfahrungen bzw. Auswanderung nach Thailand als Rentner erzählt. Wir haben hier bereits öfters über die vielen Facetten des Auswanderungsziels Thailand berichtet. Das Interview mit Jürgen ergänzt diese wiederum um ein paar aktuelle bzw. neue Blickwinkel.

Wir möchten Euch diese Erfahrungen natürlich nicht vorenthalten – auch wenn es schlußendlich auch negative Erfahrungen beinhaltet.

Auswandertips: Lieber Jürgen, stell dich den Lesern doch bitte kurz vor.

Jürgen: Guten Tag, mein Name ist Jürgen, ich lebe seit ca.2,5 Jahren in Thailand und bin 62 Jahre alt & Rentner.

Auswandertips: Was hat dich dazu bewegt deine Heimat Deutschland zu verlassen und nach Thailand zu gehen?

Jürgen: Zur Auswanderung bewegt haben mich die schlechten Familienverhältnisse, kalte Temperaturen in Deutschland, die fehlende Sonne / Wärme, sowie der Wunsch nach mehr Bewegung und besserer Stimmung, aber auch die eventuell günstigeren Lebenshaltungskosten in Thailand.

Auswandertips: Wie bist du dabei auf Thailand gekommen?

Jürgen: Ich war schon vor vielen Jahren mehrmals in Thailand und habe gehofft Ähnliches wieder zu erleben. Es standen aber auch Paraguay und Kambodscha, sowie Malaysia zur Debatte.

Auswandertips: Eine Auswanderung ist meist ja keine kurzfristige Entscheidung. Hat diese Idee schon länger geschlummert in dir?

Jürgen: Nach Auswandern stand mir schon seit Ewigkeiten der Sinn und nach den letzten schlechten Jahren ( Arbeitslosigkeit / Scheidung / Familie / …) war das Auswandern der einzige Strohhalm an den ich mich wirklich halten konnte, um dem Ganzen zu entfliehen.

Auswandertips: Das heißt du hast das Land bereits gekannt. Hast du dich trotzdem auf die Auswanderung vorbereitet. Wenn ja, wie gut?

Jürgen: Ich hab mich natürlich vorbereitet aber leider nicht sehr gut, was ich dann aber recht schnell gemerkt habe. Man sollte unbedingt alle Unterlagen / Adressen von Banken, Versicherungen, Personen, Telefonnummern, Scheidung mitnehmen. Und auf alle Fälle die Verträge in Deutschland kündigen! Dabei sollte man jeweils eine Bestätigung verlangen. Einen Postnachsendeantrag machen, auch wenn hier nicht alles ankommt. Von Thailand aus versendete Pakte & Briefe kommen ab und zu nicht an, oder es heißt zumindest „offiziell“ es ist nicht angekommen, beweisen sie das Gegenteil! Weiters hab ich mir einen neuen Ausweis, Reisepass, sowie einen internationalen Führerschein besorgt. Dazu kamen noch die nötigen Visaunterlagen von der Botschaft und mein deutscher Rentenbescheid.

 

 

Solange ich meinen Wohnsitz bzw. Meldeadresse in Deutschland noch hatte, habe ich langfristig eine Auslandkrankenversicherung abgeschlossen. Eines habe ich dabei gelernt. Je weniger Ämtern & Behörden man über die Auswanderung erzählt desto besser. Ein negatives Beispiel war der Vermieter, der er nach der Information über meine Pläne natürlich die Nebenkostenabrechnung zu seinen Gunsten ausgelegt hat. Wie soll man ohnehin am finanziellen Limit und ein paar Flugstunden entfernt hier groß reklamieren oder sich dagegen wehren…

Auswandertips: Was hast du dir von deiner Zukunft in Thailand erhofft? Wie sahen deine Ziele/Wünsche aus für die neue Heimat?

Jürgen: Ja, die Wunschträume … hmmm … auf einer Insel mit einer liebevollen Partnerin zu leben. Zu malen, schreiben oder einfach nur zu lesen … Leider sind diese Träume der Realität hier gewichen, aber insgeheim träume ich immer noch davon.

Auswandertips: Bei den vielen negativen Erfahrungen kamen bei dir trotzdem irgendwann Heimwehgedanken auf?

Jürgen: Naja, Heimweh habe ich an sich nur nach meinem Sohn und einem lieben Freund, dem kühlenden Wind und der schönen Natur bzw. die satten Wälder in der Heimat.

Auswandertips: Eine Auswanderung ist ja nicht einfach nur ein Umzug, sondern auch ein Projekt. Angekommen in der neuen Heimat suchen sich viele Aufgaben, gründen eine Firma, bauen ein Haus oder dergleichen. Was hast du dir zur Aufgabe gemacht?

Jürgen: Eine Aufgabe zu suchen da bin ich dabei, halte ich auch für sehr wichtig, da man langfristig nur in einer Endlosschleife aus Relaxen, Bars, Trinken, Essen, etc. gerät. Was hier aber die allermeisten machen.

Auswandertips: Du hast in den zweieinhalb Jahren in Thailand sehr viele Erfahrungen gesammelt. Welche Tipps würdest du anderen geben, bei denen dieser Traum ebenfalls im Innersten schlummert?

Jürgen: Einem Auswanderer würde ich raten sich sehr früh um all die Dinge zu kümmern, die für eine Auswanderung notwendig sind. Ich rede von Vorbereitungen. Man sollte vom ersten Gedanken weg beginnen alles auf einem Notizzettel zu notieren, sich Informationen aus dem Internet, aus Büchern zu holen und versuchen mit Leuten vor Ort in Kontakt zu treten, die schon länger als ein paar Monate dort leben.

Auswandertips: Das sind super Tipps, danke dir Jürgen. Eine Frage noch zum Abschluss: Würdest du diesen Schritt wieder gehen?

Jürgen: Ich würde es wieder tun, aber beim nächsten Mal vielleicht nicht Thailand (wg. Korruption / Abzocke / „der Farang ist immer Schuld!“, keine Rechte nur die, das du alles zu zahlen hast, auch wenn dir einer volltrunken / bekifft und auf der falschen Seite ohne Licht entgegenkommt. Nicht nur deinen sondern vor allem auch seine körperlichen und unfalltechnischen Schäden sowie eine Abgabe bei der Touristenpolice!

Am Eingang zu einem Wasserfall auf Ko Chang Eintrittsgebühr Thai 30 Thb, Farang 300Thb. Das Land des Lächelns friert sehr schnell ein wenn du nichts kaufst oder nicht genug zahlst und genug gibt es in den seltensten Fällen.

Thailand hat eine gute Infrastruktur. Es gibt meist freundliche und hilfsbereite Menschen und Kinder die dich anlachen oder dir zuwinken.

Vielleicht ein wichtiger Punkt noch: Wegen den Mädels ( als Lebenspartnerinnen ) solltest du erst recht nicht fliegen. Sehr zu empfehlen sind die Massagen oder Garküchen, war zwar oft unterschiedlich aber bis auf wenige Ausnahmen immer gut. Als Tipp, zum Umgang mit den Ladys, sie wollen nur dein Bestes, aber das befindet sich nicht wie du meinst in der Vorderseite, sondern in der Rückseite deiner Hose. Außer bei dir natürlich!!. Oft steht auch ein sehr großer familiärer Druck dahinter, macht es deshalb aber auch nicht besser. Hoffe das gibt dem einen oder anderen Träumer da draussen einen kleinen Einblick in die wirkliche Welt …

 

Lieber Jürgen, wie danken dir für deine offenen Worte und das Teilen deiner persönlichen Erfahrungen. Tja, eine Auswanderung hat immer mehrere Seiten und einer der Kernpunkte ist einfach, dass man sich so gut wie möglich darauf vorbereitet. Schließlich ist es meist ein kompletter Neubeginn in einem Land in dem man nicht aufgewachsen ist und dessen Sitten, Bräuche und Kultur man nicht so gut kennt, wie die in der Heimat.

Wenn auch du ausgewandert bist und deine Erfahrungen anderen hier zur Verfügung stellen möchtest, dann melde dich doch einfach bei hier.